Belastungsquellen: Raumklima

K. Bux, B. Kampmann

Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:

Das Raumklima, welches in diesem Beitrag betrachtet wird, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Es beeinflusst die Thermoregulation und das thermische Empfinden. Außerhalb des  Behaglichkeitsbereichs setzt die Thermoregulation zum Konstanthalten der Körperkerntemperatur verstärkt ein. Das Raumklima kann im Gegensatz zum Außenklima an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden (Heizen im Winter, Kühlen im Sommer, um in den Behaglichkeitsbereich zu gelangen). Bei extremen Wetterlagen (sommerliche Hitzeperioden) kann es aber auch in Innenräumen zur Überwärmung kommen. In der Arbeitswelt wird das Raumklima oft durch technologische Prozesse bestimmt (z.B. Hitze im Stahlwerk) bzw. wird ein besonderes Klima benötigt (z.B. Kälte in einem Kühlhaus). Insofern umfasst das Raumklima einen weiten Bereich von Kälte über den Behaglichkeitsbereich bis hin zur Hitze.Neben den physikalischen Klimafaktoren (Temperatur, Geschwindigkeit und Feuchte der Luft sowie Wärmestrahlung) haben weitere Faktoren wie Schwere und Dauer der körperlichen Tätigkeit sowie Bekleidungsisolation und auch die persönliche Konstitution eine Auswirkung auf den Wärmehaushalt und das thermische Empfinden des Menschen. Diese Faktoren sind bei der Bewertung stets im Kontext zu betrachten.

Verschiedene gesetzliche Regelungen (insbesondere in der Arbeitswelt) und Normen geben für diese Faktoren Grenz- und Richtwerte vor. Dafür werden auch sog. Klimasummenmaße verwendet. Das sind mathematische Verknüpfungen der Klimafaktoren, wobei gleiche Zahlenwerte eine gleiche Klimabeanspruchung des Menschen anzeigen sollen.

Der Mensch kann sich bewusst (Verhaltensregulation) und unbewusst (autonome Thermoregulation) an die verschiedenen Klimate anpassen. Bei Wärme reagiert der Mensch zur Kühlung mit erhöhter Durchblutung der Hautbereiche (und damit auch erhöhter Herzschlagfrequenz) sowie zunehmender Schweißproduktion. Bei Kälte wird zur Reduzierung der Wärmeabgabe die Durchblutung der äußeren Schichten herabgesetzt, bei zunehmender Kältebelastung wird durch Muskelzittern zusätzlich Wärme erzeugt. Im behaglichen Raumklima können schon geringe Abweichungen vom Optimum zu Unbehagen oder Beschwerden führen (es ist zu warm, zu kalt, es zieht). Höhere Temperaturen (z.B. Sommerhitze) können zu einer empfundenen und auch objektiven Leistungsminderung führen. Außenklimatisch bedingte extrem trockene Raumluft im Winter wirkt sich negativ auf die Stabilität des Tränenfilms der Augen aus, die äußeren Hautschichten trocknen aus und werden rau. Bei extremem Raumklima sind in der Arbeitswelt spezielle Schutzmaßnahmen nötig und die Beschäftigten werden regelmäßig einer arbeitsmedizinischen Untersuchung unterzogen. Starke Hitze in Verbindung mit schwerer körperlicher Tätigkeit und isolierender Kleidung kann zu einem Hitzekollaps (Kreislaufversagen mit möglicher Ohnmacht) führen. Bei noch stärkerer Belastung kann dann auch ein Hitzschlag (Versagen
der Thermoregulation bei innerer Überhitzung) mit möglicher Todesfolge auftreten. Bei Kälte sind besonders die wenig geschützten Extremitäten (Finger, Zehen) und Hautoberflächen (Gesicht) vor Unterkühlung bzw. lokalen Erfrierungen zu schützen. Zudem muss eine Unterkühlung des gesamten Körpers vermieden werden.

Zitierweise:
Bux K, Kampmann B (2019). Raumklima. In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. VIII-1.9, 63. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg

Wichmann / Fromme / Zeeb

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