Lungenfunktionsprüfung

S. Karrasch, H. Schulz

Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:

Das respiratorische System ist aufgrund seiner anatomisch-physiologischen Eigenschaften in besonderer Weise von einer Reihe von Umwelteinflüssen betroffen. Die Lungenfunktionsprüfung ist daher ein wichtiger Bestandteil umweltmedizinischer Diagnostik. Als wichtigste Basisuntersuchung ist nach wie vor die Spirometrie anzusehen. Diese sehr verbreitete Untersuchung ist mit vergleichsweise geringem apparativem Aufwand durchzuführen und zur Detektion insbesondere obstruktiver  Funktionseinschränkungen geeignet, sie kann darüber hinaus auch Hinweise auf restriktive Ventilationsstörungen liefern. Eine adäquate Durchführung und gute Patientenmitarbeit sind dabei allerdings essenzielle Voraussetzungen für belastbare Ergebnisse. Eine detailliertere Charakterisierung der Atemmechanik erlaubt als weiteres Standardverfahren die Ganzkörperplethysmographie, mit deren Hilfe Atemwegswiderstände direkt bestimmt und die der Spirometrie nicht zugänglichen Volumina erfasst werden können.

Im Vergleich zur Spirometrie zeichnet sich die Ganzkörperplethysmographie durch insgesamt geringere Anforderungen an die  Patientenmitarbeit aus. Beide Standardverfahren sind darüber hinaus etabliert, um die Reversibilität einer Atemwegsobstruktion zu beurteilen sowie die bronchiale Reagibilität mittels einer unspezifischen bronchialen Provokation zu beschreiben. Die aus diesen Untersuchungen gewonnenen Befunde sind für die Differenzierung obstruktiver Funktionsstörungen von Bedeutung und gestatten in Zusammenhangmit der klinischen Symptomatik die Diagnose obstruktiver Atemwegserkrankungen. Mit der Impulsoszillometrie steht daneben ein weiteres Verfahren zur Erfassung atemmechanischer  Parameter zur Verfügung, das sich ebenfalls durch geringe Anforderungen an die Mitarbeit auszeichnet und daher bei Patienten mit eingeschränkter Kooperationsfähigkeit zur Anwendung kommt oder zur näheren Beurteilung peripherer Atemwegsobstruktionen eingesetzt werden kann. Es kann gleichwohl die zuvor genannten Verfahren nach derzeitigem Wissensstand nicht ersetzen und ist daher primär als ergänzende Diagnostik zu betrachten.

Demgegenüber stellt die Bestimmung des Transferfaktors für Kohlenmonoxid ein in der pneumologischen Diagnostik weit verbreitetes Standardverfahren zur Erfassung des pulmonalen  Gasaustausches dar. Funktionell können mit dieser Untersuchung Hinweise auf strukturelle Lungenveränderungen insbesondere im Alveolarbereich gewonnen werden. Für umweltmedizinische Fragestellungen vor allem in wissenschaftlichem Kontext ist dabei auch die in jüngerer Vergangenheit etablierte Kombination mit der Bestimmung des Transferfaktors für Stickstoffmonoxid von Interesse, die eine Abschätzung der einzelnen Komponenten des Gastransfers erlaubt. Ein ebenfalls vergleichsweise sensitives Verfahren zur Erfassung von Ventilationsinhomogenitäten im Rahmen einer sich entwickelnden respiratorischen Erkrankung stellen Testgasmethoden dar. Sie werden jedoch aufgrund ihrer technischen Anforderungen gegenwärtig klinisch nur an bestimmten Zentren eingesetzt und sind in  der Umweltmedizin derzeit noch in erster Linie wissenschaftlichen Fragestellungen vorbehalten.

Die nicht-invasive Untersuchung der Atempumpenfunktion ist über die mitarbeitsabhängige Erfassung insbesondere der Atemmuskelkraft und Atemlast möglich, allerdings wird gegenwärtig auch dieses Verfahren in der Umweltmedizin wenig genutzt. Mit der Stickstoffmonoxidkonzentration in der Ausatemluft steht darüber hinaus ein Biomarker zur Verfügung, der vor allem auf eine eosinophile Atemwegsinflammation hinweist.

Zitierweise:
Karrasch S, Schulz H (2016). Lungenfunktionsprüfung. In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. III-2.2.2, 57. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg

Wichmann / Fromme / Zeeb

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