Boden

B. Schilling, R. Prinz, E. Hangen

Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:

Böden sind eine unverzichtbare Lebensgrundlage. Ohne sie könnte Leben auf unserem Planeten nicht stattfinden. Sie sind Teil unseres Ökosystems und haben viele Funktionen. Diese Funktionen werden aber zum Teil sehr unterschiedlich von den Böden erfüllt. Dies rührt daher, dass sich die Böden wegen ihrer unterschiedlichen Entstehungsgeschichte auch sehr unterschiedlich entwickelt haben. Wichtige Standortfaktoren wie z. B. Ausgangsgestein, Relief, Klima haben Prozesse bei der Bodenbildung angestoßen, die zu verschiedenen Bodeneigenschaften führen. Diese vielfältigen Eigenschaften haben eine unterschiedliche Resilienz sowohl gegenüber mechanischen Beanspruchungen wie Bodenerosion oder -verdichtung als auch gegenüber Schadstoffeinträgen. So sind Sandböden in der Regel vergleichsweise sauer und nährstoffarm, können Schadstoffe dadurch schlecht abpuffern und haben wegen ihres hohen Grobporenanteils eine geringe Filterwirkung. Tonböden hingegen sind nährstoffreich und ermöglichenwegen ihres überwiegend kleinen Grobporenanteils Stoffen kaum, in tiefere Bodenschichten zu migrieren. Zwischen diesen beiden extremen Böden gibt es eine Vielzahl von Übergängen.

Der Humus als wichtigster Nährstoff- und Schadstoffträger hat ebenfalls sehr unterschiedliche Facetten. Er kann aus relativ stabilen Baumnadeln bestehen und säurereich sein (Rohhumus), oder er besteht aus leicht zersetzbaren basenreichen Pflanzenresten (Mull). Auch hier gibt es viele Übergangsformen, die sich in der Fähigkeit, Nähr- oder Schadstoffe zu akkumulieren, stark unterscheiden.

Aus diesen  unterschiedlichen Eigenschaften ergibt sich für die Schadstoffdynamik im Boden:

  • Können Schadstoffe vom Humus nicht ausreichend zurückgehalten bzw. ausgefiltert werden, dann können sie mit dem Sickerwasser tiefere Bodenschichten erreichen. Dies ist in erster Linie der Fall, wenn:
    • der Säuregehalt der Böden hoch ist,

    • der Sandanteil und damit der Grobporenanteil im Böden hoch ist,

    • es sich um einen nährstoffarmen Rohhumus handelt,

    • die Aktivität der Bodenlebewesen gering ist.

  • Treten basen- und feinporenreichere tiefere Bodenschichten im Bodenprofil auf, können sich die
  • Schadstoffe oft wieder in diesen Schichten akkumulieren.
  • Sind tieferliegende Bodenschichten sandreich und basenarm, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass
  • gelöste Schadstoffe bis ins Grundwasser gelangen können.
  • Bei Stau- und Grundwasserböden kann mit der Wasserbewegung auch noch ein oberflächenparalleler Transport von Schadstoffen im Boden hinzukommen.
  • In Grundwasserböden können auch aus dem Grundwasser Schadstoffe in die Böden eingetragen werden.

Es gibt eine Vielzahl von anorganischen und organischen Schadstoffen, die in den Böden vorkommen. Viele treten nur in unbedenklichen Mengen auf. Durch anthropogene aber auch geogene Gegebenheiten
reichern sich in bestimmten Böden und Gebieten diese Schadstoffe an und können mit ihren Gehalten
gesundheitlich begründete rechtliche Vorgaben überschreiten. Insbesondere Stoffe wie zum Beispiel Blei
oder die Persistent Organic Pollutants haben eine hohe Affinität zu bestimmten Bodenbestandteilen wie
Tonmineralen oder Humus. Dadurch sind sie relativ immobil im Boden und stellen keine Gefahr für das
Grundwasser dar. Im Gegensatz dazu sind andere Schadstoffe, wie zum Beispiel die hochgiftigen
Schwermetalle Cadmium und Thallium, relativ leicht von Bodenbestandteilen loszulösen und können dadurch ins Grundwasser und damit möglicherweise sehr schnell ins Trinkwasser gelangen. Um all diese
Faktoren zu berücksichtigen, sind von umweltbehördlicher Seite schon Maßnahmen getroffen und
Handlungsempfehlungen entwickelt worden. Dies muss auch zukünftig fortgeführt werden, um Gefahren
für Pflanzen, Tiere und Menschen zuminimieren.

Zitierweise:
Schilling B, Prinz R, Hangen E (2018). Boden. In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. IV-2, 61. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg

Wichmann / Fromme / Zeeb

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