Anästhesie bei chronischer Querschnittläsion

M. Zbiral, J. Gratz, E. Hörner, N. Mayer

| AINS | Anästhesiologie

Den kompletten Artikel können Sie in unserem Kompendium "Anästhesiologie" nachlesen

Zusammenfassung

Patienten mit chronischer Querschnittläsion stellen Anästhesisten vor spezielle Herausforderungen und setzen Kenntnisse über die Pathophysiologie und die sich daraus ergebenden potenziellen intra- und
postoperativen Komplikationen voraus. Höhe, Vollständigkeit und Zeitpunkt der Läsion sind entscheidende Fragen in der präoperativen Anamnese. Je höher die Läsion, desto profundere pathophysiologische Veränderungen sind zu erwarten. Die schwerwiegendste spezifische Komplikation
ist die autonome Dysreflexie, die besonders häufig bei Läsionen oberhalb von Th6 auftritt. Das frühere Auftreten autonomer Dysreflexien und ihre Trigger sollten in der präoperativen Anamnese erfragt werden. Ebenso sollte die Spastizität beurteilt und anamnestisch erfragt werden. Die respiratorische
Funktion muss evaluiert und der Volumenstatus optimiert werden. Bei hohen Läsionen sollte gegebenenfalls ein Plan für einen potenziell schwierigen Atemweg gefasst und mit dem betreuenden
Team besprochen werden. Grundsätzlich sind alle gängigen Narkoseverfahren und regionalanästhesiologischen Techniken anwendbar, sollten jedoch individuell angepasst werden. Bei
Narkoseeinleitung ist die veränderte Pharmakokinetik der Medikamente bei der Dosiswahl zu beachten. Patienten sollten euvoläm sein, um Blutdruckabfällen vorzubeugen. Sollte die Indikation für eine RSI
bestehen, ist Rocuronium das Relaxans der Wahl. Es besteht eine erhöhte Empfindlichkeit für Vagusreize, wodurch im Rahmen der Intubation oder des Absaugens bedrohliche Bradykardien auftreten können. Intraoperativ ist ein engmaschiges Monitoring zur frühzeitigen Detektion einer autonomen Dysreflexie notwendig. Die Therapie einer autonomen Dysreflexie besteht in der Beseitigung des auslösenden Reizes, in der Vertiefung der Narkose und gegebenenfalls der Anwendung kurzwirksamer Antihypertensiva zur raschen Senkung des peripheren Gefäßwiderstands. Ein sorgfältiges Temperaturmanagement und eine schonende Lagerung sind bei dieser vulnerablen
Patientengruppe ebenfalls essenziell. Eine erfolgreich gesetzte Spinalanästhesie sollte das Auftreten einer autonomen Dysreflexie a priori verhindern. Epiduralanästhesien haben den Nachteil einer schwierigen Verifizierbarkeit der suffizienten Blockade, erleichtern allerdings unter Umständen das Management postoperativ auftretender autonomer Dysreflexien. Das postoperative Management sollte einer kontinuierlichen Weiterführung der Beachtung dieser Besonderheiten Rechnung tragen. Eine adäquate postoperative Überwachung zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung autonomer Dysreflexien sowie anderer Komplikationen ist essenziell.

Zitierweise:

Zbiral M, Gratz J, Hörner E, Mayer N (2021). Anästhesie bei chronischer Querschnittläsion. In: Eckart J, Jaeger K, Möllhoff T (Hrsg): Anästhesiologie. ecomed Medizin, Landsberg

Jaeger

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