Außerberufliche Ursachen von Krebserkrankungen: Lebensstil, Infektionen und Umwelteinflüsse

U. Mons, T. Gredner

Den kompletten Artikel können Sie in unserem Jahresband "Krebs und Arbeit
Arbeits- und sozialmedizinische Aspekte" nachlesen.

Für eine Vielzahl von Risikofaktoren liegt eine überzeugende Evidenz für einen kausalen Zusammenhang mit Krebserkrankungen vor. Zu den in der Wissenschaft etablierten außerberuflichen Ursachen von Krebs zählen insbesondere Lebensstilfaktoren, Infektionen sowie Umwelteinflüsse. Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse einer Studie, welche solche Schätzungen zur attributablen Krebslast für nicht berufsbezogene Krebsrisikofaktoren für Deutschland im Jahre 2018 durchgeführt hatte, dargelegt.

Diesen Schätzungen zufolge ging ein großer Anteil der Krebsfälle auf vermeidbare Lebensstilfaktoren zurück – insbesondere das Rauchen ist noch immer der bedeutsamste Krebsrisikofaktor und war für rund ein Fünftel (19,3 %) aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland im Jahre 2018 verantwortlich. Aber auch eine ungesunde Ernährungsweise (7,8 %), Übergewicht (6,9 %), mangelnde körperliche Aktivität (6,1 %) sowie hoher Alkoholkonsum (2,2 %) tragen erheblich zur Krebslast bei. Unter den Infektionen sind für Deutschland das Magenbakterium Helicobacter pylori, humane Papillomviren, die Hepatitisviren B und C, das Humane Immundefizienz-Virus sowie das Humane Herpesvirus 8 als wichtige Krebsursachen zu nennen und gemeinsam für rund 4 % aller Krebsfälle verantwortlich. Etwa 1,2 % aller Krebsfälle wurde auf die untersuchten krebsauslösenden Umweltfaktoren (Passivrauchen, Radon, Feinstaub und künstliche UV-Strahlung) zurückgeführt. Insgesamt deuten die Schätzungen dieser Studie auf ein immenses Potenzial für primäre Krebsprävention hin.

In den vergangenen Jahrzehnten haben Fortschritte bei der Krebsdiagnostik und -behandlung erfreulicherweise zu deutlichen Rückgängen in der Krebsmortalität geführt. Das bedeutet jedoch keine Entwarnung, denn laut Prognosen ist von einer Zunahme der absoluten Zahl an Krebsneuerkrankungen um 23 % bis 2030 (im Vergleich zum Jahr 2015) auszugehen. Dieser Anstieg erklärt sich in erster Linie durch die demografische Alterung der Bevölkerung, denn das Alter ist der Hauptrisikofaktor für Krebserkrankungen. Während demografische und individuelle Alterungsprozesse jedoch mehr oder weniger unabänderlich sind, sind viele weitere Krebsrisikofaktoren potenziell veränderbar und kommen daher für Interventionen zur Krebsprävention in Frage. Um das Präventionspotenzial optimal ausnutzen zu können, ist es insofern von Interesse, die vermeidbaren Krebsrisikofaktoren im Hinblick auf die Krebslast, die sie auf Bevölkerungsebene verursachen, zu bewerten und zu vergleichen.

Vor rund zehn Jahren hatte eine Arbeitsgruppe um den Epidemiologen Max Parkin in einer umfassenden Sisyphusarbeit eine Vielzahl an Daten zusammengetragen, um abzuschätzen, welche Anteile der Krebsfälle des Jahres 2010 im Vereinigten Königreich auf welche Ursachen zurückgeführt werden können. Das Ergebnis wurde im Jahr 2011 in Form einer 16-teiligen Artikelserie im British Journal of Cancer veröffentlicht. Rund 4 % der Krebsfälle im Vereinigten Königreich (entspricht rund 11 500 Fälle) waren den Ergebnissen zufolge auf berufliche Expositionen (z.B. mit Asbest, Diesel, Radon, ultraviolette (UV) Strahlung) zurückzuführen. Einige dieser Expositionen, wie Radon und UV-Strahlung, führen auch außerberuflich zu einer erheblichen Zahl an Krebsfällen. Ein weitaus größerer Anteil an Krebsfällen ging jedoch auf vermeidbare Lebensstilfaktoren zurück – insbesondere Rauchen (19 %), Ernährungsfaktoren (9 %), und Übergewicht (6 %).

Eine deutsche Studie hatte im Jahr 2018 vergleichbare Daten für Deutschland vorgelegt, sich dabei aber auf außerberufliche Expositionen begrenzt, d.h. insbesondere auf Lebensstilfaktoren, Infektionen und ausgewählte Umweltfaktoren fokussiert. Die Ergebnisse werden
im Folgenden zusammenfassend dargestellt.

Zitierweise:
Mons U, Gredner T (2021): Außerberufliche Ursachen von Krebserkrankungen: Lebensstil, Infektionen und Umwelteinflüsse. In: Letzel S, Schmitz-Spanke S, Lang J, Nowak D (Hrsg.). Krebs und Arbeit
Arbeits- und sozialmedizinische Aspekte, DGAUM Jahresband, Thema der Jahrestagung 2020, ecomed Medizin, Landsberg

Letzel / Schmitz-Spanke / Lang / Nowak

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