Geistige Behinderung

V. Faust

Zu jeder Zeit und in jeder Gesellschaft gab und gibt es Menschen mit geistiger Behinderung und ihren psychosozialen Folgen (für sich und ihr näheres Umfeld). Aber erst in den letzten Jahrzehnten wird die intellektuelle Beeinträchtigung intensiver beforscht, besser betreut und gezielter erläutert, zumindest in der westlichen Welt. Gleichwohl gibt es auch in unserer Gesellschaft mit ihrem vergleichsweise leistungsfähigen Gesundheitssystem noch offene Fragen, unklare Beurteilungen, wenn nicht gar Fehleinschätzungen. Und damit unnötig belastende Probleme im Alltag für alle Beteiligten.

Fachlich lauten die Bezeichnungen: Intelligenzminderung (IM), intellektuelle Beeinträchtigung (IB), geistige Behinderung, intellektuelle Beeinträchtigung, kognitive Beeinträchtigung, Lernbehinderung, Minderbegabung etc.

Definition und Häufigkeit
Die Intelligenzminderung wird als Störung der intellektuellen Entwicklung beschrieben. Sie beginnt vor dem Erwachsenenalter. Sie erschwert es neue und komplexe Informationen/Fähigkeiten zu erlernen und ein unabhängiges Leben zu führen.
Eine unterdurchschnittliche Intelligenz findet sich in 1 bis 2 % der Bevölkerung, d.h. bei ca. 1,5 Millionen Betroffenen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde 2017 bei 9,4 % der Bevölkerung (7,8 Millionen) eine Schwerbehinderung mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mehr als 50 % festgestellt. Bei etwa einer Million waren Störungen der geistigen Entwicklung bzw. hirnorganische Störungen die überwiegenden Arten der Behinderung.

Ursachen
Eine Intelligenzminderung ist durch eine Reihe exogener (äußerer) Faktoren möglich. Beispiele in Fachbegriffen: Mütterlicher Alkoholkonsum (fetale Alkohol-Spektrum-Störung) oder Malnutrition (Fehlernährung) während der Schwangerschaft. Ferner durch intrauterine (in der Gebärmutter) oder perinatale (um die Geburt) Infektionen sowie Geburtskomplikationen oder Stoffwechselstörungen (z.B. Hypothyreose, d.h. Unterfunktion der Schilddrüse). Eine Lernbehinderung in bestimmten Bereichen (Intelligenzquotient 70 bis 84) kann auch durch zu wenig Anregungen oder Zuwendung im sozialen Umfeld mitbedingt sein.

So genannte chromosomale Anomalien, d. h. krankhafte Veränderungen der Erbanlagen, werden in etwa jedem 5. Fall gefunden. In Fachbegriffen: Neben monogenetisch dominanten und rezessiv vererbten Störungen (etwa 30 bis 40 %) sind auch polygenetische Störungen in rund 30 bis 40 % beschrieben.

Inzwischen gibt es über tausend so genannte primäre Gene (Erbgut-Einheiten) für eine Intelligenzminderung mit klinisch gesichertem Zusammenhang für eine entsprechende Einwicklungsstörung, wobei noch mindestens genauso viele weitere genetische (Erb-)Ursachen diskutiert werden.

Im Buch finden Sie den kompletten Beitrag mit weitergehenden Informationen.


Zitierweise:
Faust V (2020): Von Amok bis Zwang - Band 6, ecomed Medizin, Landsberg

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