Geschichtliches zur Umweltmedizin

W. Locher, D. Nowak

Den kompletten Artikel können Sie in unserem "Handbuch der Umweltmedizin" nachlesen.

Zusammenfassung

Der Beginn einer in der Kenntnis von Naturgesetzen verankerten Medizin in der griechischen Antike fiel zusammen mit der Erkenntnis der Einwirkung bestimmter Umweltfaktoren auf die Gesundheit der Menschen. Von den natürlichen Faktoren richtete sich der Blick allmählich auf anthropogene, die Umwelt verunreinigende Faktoren und damit auch auf die Belastung bestimmter Teilgruppen in der Bevölkerung, die diesen Faktoren in besonderer Weise ausgesetzt sind. Ohne dass die Wirkzusammenhänge im Einzelnen bekannt waren, sind seit dem Hohen Mittelalter zahlreiche Verwaltungsmaßnahmen dokumentiert, die die Bevölkerung insgesamt und zunehmend diejenigen, die als besonders gefährdet galten, vor gesundheitlichen Schäden durch die Verunreinigung der Luft, des Wassers, der Böden und der Lebensmittel bewahren sollten. Insbesondere seit dem18. Jh. erhob sich zunächst in Europa die Forderung, dass die Reinhaltung der Umwelt nicht allein Aufgabe von Individuen, sondern der Staatsgewalt sei; der Begriff der „Medizinischen Polizey“ greift dem heutigen Begriff der Umweltpolitik und Umweltmedizin vor.

Die Moderne hat mehrere neue Merkmale in diese Entwicklung eingebracht. Zum einen die gewinnbringende, arbeitsplatzsichernde und damit nur schwer zu unterbindende Produktion einer immer größeren Anzahl umweltbelastender Stoffe. Damit tangiert die Umweltforschung zunehmend ökonomische und gesellschaftspolitische Interessen. Zum zweiten die wissenschaftliche Analyse und damit die Forderung, umweltschützende Maßnahmen erst dann einzuleiten, wenn die Kausalkette unwiderlegbar aufgezeigt wurde. Angesichts der enormen wirtschaftlichen Auswirkungen, die manche Forderungen zur Schonung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit nach sich ziehen, ist diese Forderung verständlich. Sie mag freilich in Einzelfällen geeignet sein, die Ergreifung bestimmter Maßnahmen zur Sicherung der Umwelt auf lange Frist zu verhindern. Zum dritten die Gefährdung durch anthropogene Faktoren, die global und in manchen Bereichen auf unübersehbare Zeit über die Gegenwart hinaus ihre schädigende Wirkung entfalten können.

Damit ist die Umweltbelastung zu einer der größten Herausforderungen der Menschheit geworden. Die Umweltmedizin hat sich zu einem der wichtigsten Wissens- und Handlungsbereiche zur Sicherung menschlicher Existenz entwickelt.

Dabei gilt es bei umweltattribuierten Gesundheitsstörungen zu prüfen, inwieweit ein naturwissenschaftlich-toxikologischer Zusammenhang mit Umwelteinflüssen tatsächlich gegeben ist oder ob beispielsweise Angststörungen zugrunde liegen, die sich bei Exposition gegenüber bestimmten Umwelteinflüssen manifestieren. Insofern ist in der Beratung und Betreuung solcher Patientinnen und Patienten stets eine umfassende Herangehensweise angezeigt, die sowohl messbare Umwelteinflüsse als auch individuelle Suszeptibilitäten berücksichtigt.

Zitierweise:

Locher W, Nowak D (2023). Geschichtliches zur Umweltmedizin. In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg.), Handbuch der Umweltmedizin, 76. Erg.-Lfg. 8/23. ecomed Medizin, Landsberg

Wichmann / Fromme / Zeeb

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