Krisenmanagement in Medizin und Umwelt

D. Freudenberg

Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:

  • Bevölkerungsschutz erfordert ein fachlich kompetentes Krisenmanagement zur abgestimmten Koordination aller Fähigkeiten. Gleichzeitig ist (innerhalb der Zuständigkeiten) vor allen Dingen
    auch immer Führung verlangt. Das Gleiche gilt ebenso für Krisenmanagement im Bereich der Umweltmedizin insgesamt, als auch für einzelne Aspekte derselben.
  • Führung ist auch fachliche Kompetenz, ohne die eine Aufgabe nicht gelöst werden kann, und da
    sich alle Faktoren abrupt ändern können, ein dynamischer Prozess.
  • Führung wird als eine Kombination aus spezifischem Fachwissen, Erfahrungen und Kenntnissen
    in der Menschenführung verstanden. Kreativität und Stärken von Menschen müssen zum Tragen
    gebracht werden.
  • „Führung“ hebt sich deutlich ab von den Begriffen „Leitung“ bzw. „Management“, wo es im Wesentlichen um rein technische Problemstellungen wie Planung, Kontrolle und Abwicklung von Prozessen geht. Allerdings sind diese Begriffe im Sinne von Management der verfügbaren Kräfte und Mittel im militärischen Führungsbegriff enthalten.
  • „Managen“ bedeutet in erster Linie „leiten, zustande bringen, organisieren, geschickt bewerkstelligen“. Dazu kommen noch Planung, Lenkung, Koordination, Kontrolle und Auswertung des Einsatzes von Menschen, Finanzmitteln, Material, Einrichtungen und Anlagen und deren Verwaltung.
  • Verwalten bedeutet noch längst nicht „Führen“. Verwaltung füllt den Spielraum zwischen Grenzen (durch Ermessen); dagegen duldet Führung solche Grenzen nur widerwillig.
  • Management darf nicht zum Selbstzweck werden, wenn es um Fragen der Führung, Ausbildung und
    Erziehung von Menschen mit nicht quantifizierbaren Größen geht, und entscheidende Voraussetzungen für die Aufgabenerfüllung wie beispielsweise Persönlichkeit, Charakter, Verantwortungs- und Handlungsbereitschaft und Motivation lassen sich nicht quantifizieren.
  • Führung ist demnach nicht Management. Vorgesetzte in einer nur funktional verstandenen Führungsverantwortung, deren Maßstäbe Effektivität, Effizienz, Management und Messbarkeit sind,
    sehen sich als Technokraten, Manager und Verwalter.
  • Das grundsätzlich gleiche Führungsverständnis in den deutschen „Gefahrenabwehrbehörden“ und die ebenfalls dort verortete „Auftragstaktik“ sind die Grundlage für ein erfolgreiches Zusammenwirken in komplexen Gefahrenlagen.
  • Krisensituationen brauchen Menschen, die sich ihrer Verantwortung stellen. Das fängt bei der
    Vorbereitung, der Prävention und Gefahrenabwehr an, geht über die eigentliche Krisenbewältigung,
    bis hin zur abschließenden Nachbereitung des Ereignisses. Voraussetzung sind Charakter und Ausbildung.
  • Der Wille zur Zusammenarbeit im Sinne eines übergeordneten Ganzen, eines gemeinsamen Zieles, ist eine entscheidende Voraussetzung.
  • Krisenstabsorganisationen sind organisationsorientiert und wirkungsorientiert aufzustellen und mit den notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen auszustatten.

Zitierweise:
Freudenberg D (2018). Krisenmanagement in Medizin und Umwelt. In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. VIII-11, 61. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg

Wichmann / Fromme / Zeeb

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