H. Fromme, E. Roscher
Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:
Polybromierte Diphenylether (PBDE) wurden über Jahrzehnte in großtechnischem Maßstab als Flammschutzmittel eingesetzt. Haupteinsatzgebiet sind Kunststoffe – insbesondere in elektronischen Geräten wie z. B. Fernsehgeräten und Computern –, Baumaterialien sowie Schaumstoffe und Textilien wie Teppiche und Polstermöbel. PBDE sind in der Umwelt schwer abbaubar (persistent) und reichern sich aufgrund ihrer Lipophilie in der Nahrungskette und in Organismen an. Mittlerweile ist die Herstellung und Verwendung der technisch wichtigsten PBDE-Gruppen in der EU verboten. Auch die zunehmende Verwendung von alternativen Flammschutzmitteln mit einem günstigeren toxikologischen Profil hat zu einer Abnahme der Belastung beigetragen. Trotzdem wird eine Belastung der Umwelt und des Menschen aufgrund der vorgenannten Charakteristika der PBDE noch länger nachzuweisen sein.
Als Hauptaufnahmequellemuss für viele PBDE die Ernährung angesehen werden. Nachrangig kann der Kontakt mit Produkten, die Aufnahme von kontaminiertem Hausstaub und die Belastung der Innenraumluft als Quelle angesehen werden. Die Belastung der Nahrungsmittel ist nicht einheitlich, da in fettreichen und aquatischen Lebensmitteln in der Regel höhere Gehalte an PBDE gefunden werden. Trotzdem ist eine Exposition für den Einzelnen kaum zu vermeiden.
Nach Inhalation oder oraler Zufuhr werden PBDE im Allgemeinen gut resorbiert, wobei das BDE 209 deutlich schlechter aufgenommen wird. Im Organismus werden sie insbesondere zu hydroxylierten Metaboliten und Bromphenolen abgebaut. Die Halbwertszeit liegt dabei für den Menschen bei einigen Jahren, nur die höher bromierten Kongenere zeigen eine geringere Halbwertszeit von Tagen. Im Tierexperiment stehen Wirkungen auf das sich entwickelnde Nerven- und Fortpflanzungssystem, auf das endokrine System (insbesondere Schilddrüsenhormone) und die Leber im Vordergrund. Epidemiologische Daten stützen einzelne Ergebnisse, die an Versuchstieren erhoben worden sind. Es gibt Hinweise auf ein kanzerogenes Potenzial, das für die niedriger bromierten Kongenere höher zu sein scheint als für die höher bromierten.
Zitierweise:
Fromme H, Roscher E (2019). Polybromierte Diphenylether (PBDE). In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. VI-4, 60. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg
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