Statistik der Krebserkrankungen

H. Merzenich, M. Blettner

Den kompletten Artikel können Sie in unserem Jahresband "Krebs und Arbeit
Arbeits- und sozialmedizinische Aspekte" nachlesen.

Krebs ist nach wie vor eine der führenden Ursachen für Morbidität und Mortalität.
Schätzungen gehen von weltweit 9,6 Millionen Toten durch Krebserkrankungen alleine im Jahr 2018 aus. Zu den häufigsten Krebserkrankungen gehören:

  • Lungenkrebs (2,09 Millionen inzidente Fälle weltweit in 2018)
  • Brustkrebs (2,09 Millionen inzidente Fälle weltweit in 2018)
  • Darmkrebs (1,80 Millionen inzidente Fälle weltweit in 2018)
  • Prostatakrebs (1,28 Millionen inzidente Fälle weltweit in 2018)

Etwa 70 % aller Krebs-bedingten Todesfälle ereignen sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem (Bevölkerungs-)Einkommen. Dabei scheint die medizinische Versorgung eine maßgebliche Rolle zu spielen. Zugang zu medizinischer Betreuung haben nur etwa 30 % der Bevölkerung in Ländern mit niedrigem Einkommen. Demgegenüber liegt dieser Anteil bei 90 % in den Industrienationen.

Tabakkonsum gilt als der wichtigste Risikofaktor, der für weltweit 22 % aller Krebstodesfälle verantwortlich ist. Zigarettenrauchen spielt bei der Entstehung verschiedener beruflich bedingter Tumorerkrankungen eine besondere Gefährdungsrolle. So können Rauchgewohnheiten im Sinne einer überadditiven Effektmodifikation wirken, beispielsweise in der Ätiologie von Bronchialkarzinomen nach Exposition gegenüber Radon, Asbest und Arsen, bei Plattenepithelkarzinomen des oberen Aerodigestivtraktes nach Einwirkung von PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) sowie bei Urothelkarzinomen nach Einwirkung von aromatischen Aminen.

Insgesamt etwa 4 % aller Krebstodesfälle in den USA werden durch beruflich bedingte Expositionen verursacht. Vergleichbare Schätzungen weisen für Großbritannien einen Anteil von 5,3 % aus und für Schweden 2,6 %. Somit besteht für die Industrienationen und die hier verantwortlichen Institutionen unverändert die Aufgabe, den Arbeitsschutz zu verbessern und Präventionsmaßnahmen gegenüber Gefahrstoffen in den betroffenen Betrieben umzusetzen.

Die Situation in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen (low to middle income countries, LMIC) sollte gesondert betrachtet werden. Während beispielsweise in westlichen Ländern die Asbestnutzung weitgehend reduziert wurde, liegt in China der jährliche Asbestverbrauch bei 0,5 Millionen Tonnen und schätzungsweise 1 Million Arbeiter sind Asbest-bedingt einem hohen Risiko für Lungenkrebs und Mesotheliom ausgesetzt. In der Region Sverdlovsk (Russische Förderation) werden etwa 20 % des weltweiten Chrysotil-Bedarfs (Weißasbest) abgebaut. Eine Kohortenstudie mit ca. 30 000 Chrysotil-Arbeitern, die zwischen 1975 und 2010 in Abbau und Verarbeitung tätig waren, untersucht die langfristigen gesundheitlichen Folgen dieser Exposition. Jedoch können die potenziellen Folgeerkrankungen beruflicher Expositionen in LMIC-Ländern häufig nur ungenau quantifiziert werden, da die nationale Dokumentation von Morbiditäts- und Mortalitätsdaten oftmals unzureichend ist. Zudem liegen in LMIC-Ländern im Vergleich zu Industrienationen vielfach unzureichende arbeitsschutzrechtliche Standards vor. Die zunehmende Industrialisierung bei gleichzeitig schlechteren Umweltbedingungen sowie eine wachsende Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern könnte weltweit zu einer Zunahme beruflich bedingter Krebserkrankungen führen.

Insgesamt muss die epidemiologische und klinische Forschung zu möglichen Ursachen von beruflich bedingten Krebserkrankungen sowohl auf nationaler Ebene als auch weltweit fortgesetzt werden, um effektive Arbeitsschutzmaßnahmen für betroffene Risikokollektive ableiten zu können

Zitierweise:
Merzenich H, Blettner M (2021): Statistik der Krebserkrankungen. In: Letzel S, Schmitz-Spanke S, Lang J, Nowak D: Krebs und Arbeit - Arbeits- und sozialmedizinische Aspekte, DGAUM Jahresband, Thema der Jahrestagung 2020, ecomed Medizin, Landsberg

Letzel / Schmitz-Spanke / Lang / Nowak

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