Stigma, Substanzgebrauch und Substanzabhängigkeit – neue Perspektiven

A. Springer

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Den kompletten Artikel können Sie in unserer Zeitschrift "Suchtmedizin" lesen.

Zusammenfassung:

Jüngste Initiativen zur Entstigmatisierung von Suchtkranken, die von internationalen Behörden eingeleitet wurden, geben Anlass zu der Hoffnung, dass in Zukunft ein allgemeiner Rahmen zur Verfügung stehen wird, der die Anfälligkeit von Personen, die Substanzgebrauch außerhalb ärztlicher Verschreibung betreiben bzw. aufgrund dieses Verhaltens medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen, für Ausgrenzung verringern kann. Besondere Anstrengungen müssen unternommen werden, um die wichtigsten Behandlungsmethoden zu entstigmatisieren, insbesondere die Substitutionsbehandlung, die besonders stark von diesem Prozess betroffen ist.

Die neuen Initiativen zur Entstigmatisierung stützen sich auf zwei strategische Ausrichtungen. Einerseits auf ein neurowissenschaftliches Krankheitskonzept der drogenkonsumbedingten Störungen, um so stigmabefrachteten moralischen Interpretationen des Drogenkonsums entgegenzuwirken. Andererseits wird auf der Grundlage des Normalisierungsprinzips versucht, die Eingliederung von Personen, die derartige Substanzen gebrauchen, im Sinne der Vermeidung von diskriminierenden und stigmatisierenden Begriffen durch eine Änderung der Sprachgewohnheiten zu fördern.

Beide Ansätze kommen dem Entstigmatisierungsauftrag nur begrenzt nach, da sie auch weiterhin Drogenkonsum in den Bereich einer „Störung“ rücken und die Normalisierung von Substanzen, die stigmatisierenden Prozessen ausgesetzt sind, vermeiden.

Im Rahmen des aktuellen Diskurses ist zu erwarten, dass versucht wird, das Dilemma der Stigmatisierung der Behandlung zu entschärfen, indem weniger stigmatisierte Ersatzmedikamente bzw. Applikationstechnologien bevorzugt werden. Ethische Probleme im Zusammenhang mit derartigen Versuchen werden in künftigen Diskussionen über stigmatisierende und entstigmatisierende Potenziale und Qualitäten der Behandlung Opioidabhängiger eine Rolle spielen.

Stigma, substance use and substance use disorder – new perspectives

Recent destigmatisation initiatives launched by international authorities give rise to the hope that a general framework will be available in the future that can reduce the vulnerability of drug users and drug treatment clients to exclusion. Special efforts need to be made to destigmatise the main treatment modalities, especially substitution treatment, which is particularly affected by stigma.

The new destigmatisation initiatives are based on two strategic orientations. On the one hand, on a neuroscientific disease concept of drug use-related disorders in order to counter stigma-laden moral interpretations of drug use. On the other hand, based on the normalisation principle, attempts are made to promote the inclusion of drug users by changing language habits, in the sense of avoiding discriminatory and stigmatising terms.

Both approaches only fulfil the destigmatisation mandate to a limited extent, as they continue to place drug use in the realm of a “disorder“ and avoid normalising substances that are subject to stigmatising processes.

Within the current discourse, we can expect attempts to mitigate the dilemma of treatment stigma by favouring less stigmatised substitute drugs or delivery technologies. Ethical issues related to such trials will play a role in future discussions on stigmatising and destigmatising potentials and qualities of opioid dependency treatment.

Zitierweise:

Springer A (2022). Stigma, Substanzgebrauch und Substanzabhängigkeit – neue Perspektiven. Suchtmedizin 24(6): 279–286

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