J. Cyrys, A. Peters, J. Soentgen, J. Gu, H.E. Wichmann
Abstract aus dem Handbuch der Umweltmedizin:
Umweltzonen wurden als Maßnahme zur Verbesserung der Luftqualität eingeführt, insbesondere in Städten, in denen die EU-Grenzwerte für PM10-Feinstaub nicht eingehalten werden. In Deutschland sind derzeit 48 Umweltzonen aktiv (Stand Ende 2014), die sich aber in ihrer Größe und der Stringenz der Regelungen z. T. deutlich unterscheiden. Über Plaketten, die sich an den EURO-Abgasnormen orientieren, wird geregelt, welche Fahrzeuge in den Umweltzonen betrieben werden dürfen. In anderen EU-Staaten gibt es ebenfalls Umweltzonen oder andere Einfahrtbeschränkungen für innerstädtische Bereiche (z. B. eine City-Maut).
Die Wirksamkeit von Umweltzonen wird in zahlreichen Modellrechnungen oder zunehmend anhand von Immissionsdaten untersucht. Nachdem anfangs aufgrund ungenauer Prognosen bzw. zu kurzer Messreihen widersprüchliche Ergebnisse berichtet wurden, zeigen neuere Analysen einen klaren Trend. So ist bei ausreichender Größe der Umweltzone und Gültigkeit der strengsten Schadstoffgruppe (Einfahrt nur mit grüner Plakette) ein Rückgang der PM10-Konzentrationen um 5–10 % nachweisbar, an verkehrsbelasteten Messstationen teilweise auch um über 10 %. Die Reduktion ist in den Sommermonaten deutlich stärker, da in den Wintermonaten Partikel aus anderen Quellen wie dem Hausbrand den Effekt der reduzierten Belastung aus dem Kfz-Verkehr überlagern.
Für Schadstoffe, die spezifischer für den Kfz-Verkehr und insbesondere für Dieselmotorabgase sind (elementarer Kohlenstoff bzw. Dieselruß, Ultrafeine Partikel, PM2.5 etc.) wurden deutlich stärkere Verbesserungen festgestellt. So ging in der Umweltzone in München die verkehrsnahe EC-Immission um 50 % zurück und in Berlin sank die Dieselruß-Emission um 63 %.
Der maßgebliche Grund für die Einführung der strengeren PM10-Grenzwerte ab 2005 waren schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen auf die Erkrankungshäufigkeiten von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Sterblichkeit. Als Hauptverursacher ist hierfür der Kfz-Verkehr und insbesondere der Dieselruß anzusehen. Deshalb spielt für die Festlegung der Schadstoffklassen der Umweltzonen das Vorhandensein von Rußfiltern bei Dieselfahrzeugen eine maßgebliche Rolle. Leider stützt sich aber die „Erfolgskontrolle“ auf PM10, das lediglich ca. 20 % der hochtoxischen Partikel aus Verbrennungsmotoren enthält. Eine Absenkung dieses Anteils auf ca. 10 % geht mit einer Absenkung des Rußanteils auf ca. 50 %einher, wie dies in „leistungsfähigen“ Umweltzonen gezeigt werden konnte. Das bedeutet gleichzeitig, dass der Vorteil der Umweltzonen für die Gesundheit erheblich größer ist, als sich dies an der Reduktion von PM10 ablesen lässt. Insgesamt erweisen sich die Umweltzonen als ein wichtiges Instrument der Luftreinhaltung, das mittlerweile klare Erfolge zeigt. Solche Erfolge lassen sich vor allem erzielen, wenn die Umweltzonen groß genug sind und möglichst wenige Ausnahmen gelten. Die Wirksamkeit von Umweltzonen lässt sich sehr viel klarer zeigen, wenn neben PM10 Ruß und elementarer Kohlenstoff gemessen werden.
Zitierweise:
Cyrys J, Peters A, Soentgen J, Gu J, Wichmann HE (2014). Umweltzonen. In: Wichmann HE, Fromme H (Hrsg): Handbuch der Umweltmedizin, Kap. VIII-1.3.2, 53. Erg.Lfg., ecomed Medizin, Landsberg
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