Mikroplastik

H. Sieg

Den kompletten Artikel können Sie in unserem "Handbuch der Umweltmedizin" nachlesen.

Zusammenfassung
Mikroplastik ist eine anthropogene, weltweit vorkommende Kontaminante in der Umwelt, die in den vergangenen Jahrzehnten ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt ist. Es umfasst Kunststoffpartikel in Größen von 5mm bis 1 Tm, bestehend aus einem Polymergrundgerüst versetzt mit zahlreichen Chemikalien. Da Kunststoffe in großen Mengen produziert und für vielfältige Anwendungen eingesetzt werden, gelangen diese Partikel während der Produktion, der Verwendung oder ihrer Entsorgung in Umweltkreisläufe, wo sie aufgrund ihrer geringen Reaktivität und hohen Persistenz lange verweilen, und damit kann Mikroplastik direkt in die Umwelt eingetragen werden oder durch Abrieb oder Zerfallsprozesse von größeren Kunststoffprodukten entstehen. Da Kunststoffe in großen Mengen für vielfältige Anwendungen produziert werden, kommen sie auf zahlreichen Wegen auch mit den Verbrauchern in Kontakt.

Mikroplastikpartikel wurden bereits in zahlreichen Lebensmitteln und Verbraucherprodukten nachgewiesen und verteilen sich nach dem Eintrag in die Umwelt in terrestrischen und aquatischen Kompartimenten. Dabei können aber die Gehalte, Verteilungen und Zusammensetzungen sehr unterschiedlich sein. Eine äußere Exposition über Luft und Nahrung gilt gegenüber Mikroplastik als gesichert, wobei die tatsächliche Aufnahme, die Verteilung und der mögliche Verbleib im Körper noch nicht umfassend bekannt sind. Bei den vielfältigen und aufwendigen analytischen Verfahren fehlt es noch an Standardisierung und Validierung, und alle Messtechniken unterliegen verschiedenen Limitationen. Daher existiert noch keine universelle Detektionsmethode für Mikroplastik, und eine Quantifizierung, insbesondere in chemisch komplexen Matrices wie Lebensmitteln oder Gewebeproben, ist noch nicht möglich. Es gibt folglich auch noch keine Routineüberwachung für Lebensmittel und andere Bereiche wie beispielsweise Abwasser. Da es sich bei Mikroplastik um komplexe Gemische aus partikulären Bestandteilen aus verschiedenen Materialien, Formen und Größen handelt, die mit zahlreichen Chemikalien und nach entsprechender Umweltexposition auch mit biologischen Bestandteilen kombiniert auftreten, sind allgemeine Aussagen über gesundheitliche Risiken,
ausgehend von Mikroplastik insgesamt, kaum möglich. Es gibt aktuell noch große Datenlücken sowohl bei der Erfassung der Exposition als auch bei der Untersuchung möglicher toxikologischer Wirkmechanismen. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Mikroplastikexposition und möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist bisher nicht belegt. Wenngleich in Europa und weltweit bereits Bestrebungen bestehen, Plastikemissionen zu reduzieren, wird das Thema Mikroplastik als mittlerweile ubiquitär vorkommende Umweltkontaminante die Menschheit noch lange beschäftigen.

Schlagwörter: Mikroplastik, Nanoplastik, Umweltkontaminanten, Plastikemissionen, Lebensmittelsicherheit, gesundheitlicher Verbraucherschutz, Additive, Messverfahren

Abstract
Microplastics are an anthropogenic, ubiquitous contaminant in the environment that received a lot of public attention in recent decades. It consists of plastic particles in a size range from5mm to 1 Tm, consisting of a polymer backbone mixed with numerous chemicals. As plastics are produced in large quantities and used for a wide range of applications, these particles enter environmental cycles during production, use or disposal, where they remain for long periods of time due to their low reactivity and
high persistence. As plastics are produced in large quantities for a wide range of applications, they also come into contact with consumers in numerous ways. Microplastic particles have already been detected in numerous foods and consumer products and are distributed in terrestrial and aquatic compartments after being released into the environment. However, the abundances, distributions and compositions
can vary greatly. External exposure to microplastics via air and food is considered relevant, although the actual uptake, distribution and possible fate in the body are not yet fully understood. There is still a lack of standardization and validation of the various and complex analytical methods, and all measurement techniques are subject to specific limitations. Consequently, there is still no universal detection and quantification method for microplastics, particularly in chemically complex matrices such as food or tissue samples, is not yet possible. There is also no routine monitoring for food and other areas such as wastewater. As microplastics are complex mixtures of particulate components of various materials, shapes and sizes that occur in combination with numerous chemicals and, after
corresponding environmental exposure, also with biological components, it is not possible yet to make general statements about the health risks posed by microplastics as a whole. There are currently still major data gaps both in the recording of exposure and in the investigation of possible toxicological mechanisms of action. A causal relationship between microplastic exposure and possible health impacts has not been proven yet. Although efforts are already being made in Europe and worldwide
to reduce plastic emissions, the issue of microplastics as a now ubiquitous environmental
contaminant will continue to affect humanity for a long time.

Keywords: Microplastics, Nanoplastics, Environmental Contaminants, Plastic Emission, Food Safety, Consumer Protection, Additives, Analytical Techniques

Zitierweise:

Sieg H (2025). Mikroplastik. In: Wichmann HE, Fromme H, Zeeb H (Hrsg.), Handbuch der Umweltmedizin, 83. Erg.-Lfg. 12/25. ecomed Medizin, Landsberg

Wichmann / Fromme / Zeeb

Toxikologie - Epidemiologie - Hygiene - Belastungen - Wirkungen - Diagnostik - Prophylaxe

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