Was gibt es Neues bei Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen?

L. Strodtmann

Die Chirurgie ist unter anderem aufgrund zahlreicher interdisziplinärer Schnittstellen, hoher Patientenzahlen mit kurzen Kontaktzeiten sowie vielfältiger komplexer und mitunter emotional belastender Krankheitsbilder ein Hochrisikobereich der Patientenversorgung. Aus diesem Grund stellt die Diskussion unerwarteter Komplikationen, schwieriger Verläufe und interessanter Fälle im Rahmen von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (M&MK oder MMK) schon lange einen wichtigen Bestandteil der qualifizierten chirurgischen Arbeit dar. Charakter und Zielsetzung der Konferenz haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt.

Heute sind MMK idealerweise berufsgruppen- und disziplinübergreifende regelmäßige Besprechungen, in denen Todesfälle und besondere Behandlungsverläufe strukturiert aufgearbeitet werden, um so zur Behandlungsqualität und Sicherheit der Patientenversorgung beizutragen.

Um diese Ziele zu erreichen, werden sowohl das individuelle Lernen der einzelnen Teilnehmer als auch das Lernen der Einrichtung selbst gefördert. Mittels des individuellen Lernens sollen das Wissen und die Handlungskompetenz der Teilnehmer erweitert werden, indem sie sich im Rahmen der Konferenz über Fachwissen und konkrete Fertigkeiten austauschen. Zudem werden die Teilnehmer durch die Diskussion für potenzielle Fehlerquellen sensibilisiert und von Gefühlen wie Schuld, Angst vor weiteren Fehlern oder verlorenem Selbstvertrauen emotional entlastet.

Das organisationale Lernen ist Hauptziel der MMK und legt den Fokus auf Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten und damit auf die Erarbeitung von Maßnahmen, die nicht auf uneingeschränkter Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern basieren. Darüber hinaus soll „Systemdenken“ gefördert werden, indem die Teilnehmer der MMK dafür sensibilisiert werden, dass fehleranfällige sowie ungünstige Konstellationen in komplexen Hochrisikoorganisationen wie Krankenhäusern vorkommen können. Die Suche nach einer schuldigen Person ist hier wenig zielführend. Langfristig ist so eine Weiterentwicklung der Sicherheitskultur möglich, im Sinne der Entwicklung gemeinsamer Werte, Haltungen und Ziele gegenüber Risiken, Gefahren und Sicherheit, die ihren Ausdruck im Verhalten und der Wahrnehmung der Mitarbeiter in allen Bereichen der Einrichtung finden.

MMK unterscheiden sich in ihrer Funktion, der Fallauswahl, der Perspektive der Fallbetrachtung und im Ergebnis von anderen Fallkonferenzen. Speziell die Fokussierung auf systemische und kognitive Faktoren grenzt sie deutlich von klassischen klinisch-pathologischen Fallkonferenzen und Tumorkonferenzen ab.

Im Buch finden Sie den kompletten Beitrag mit weitergehenden Informationen.


Zitierweise:
Strodtmann L (2020). Was gibt es Neues bei Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen? In: Jähne J, Königsrainer A, Südkamp N, Schröder W (Hrsg): Was gibt es Neues in der Chirurgie? Jahresband 2020, Kap. 8.6, ecomed Medizin, Landsberg

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