Was gibt es Neues in der robotisch-assistierten Thoraxchirurgie?

T. Möller, Th. Becker, J.-H. Egberts

Wie in anderen chirurgischen Disziplinen nimmt auch in der Thoraxchirurgie der Anteil robotischassistierter Operationen deutlich zu, allerdings liegen kaum Daten zur aktuellen Verbreitung und Entwicklung der Roboter-assistierten Thoraxchirurgie (RATS) vor. Eine aktuelle Publikation untersucht die nationale Verbreitung der RATS in Deutschland. In einer standardisierten und Fragebogen-basierten Umfrage unter allen RATSZentren in Deutschland wurden perioperative Parameter und Eingriffszahlen abgefragt. 14 von 22 (63 %) kontaktierten Zentren beantworteten die Anfrage. Insgesamt wurden 786 RATS-Prozeduren dokumentiert, darüber hinaus existiert eine Serie von nahezu 1 000 robotischen Thymektomien.

Die meisten Eingriffe entfielen auf die anatomischen Lungenresektionen mit 80 Segmentresektionen und 372 Lobektomien. Die mittlere Operationsdauer der RATS-Lobektomie wurde mit 245 Minuten angegeben mit einer mittleren Verweildauer von 7 Tagen. In High-Volume Zentren konnte eine signifikante Reduktion der Operationsdauer und Konversionsrate gezeigt werden. Die Konversionsrate wurde insgesamt mit 6,7 % angegeben.

Im Verlauf zeigte sich eine deutliche Steigerung der Operationszahlen mit 2013 lediglich 5 Eingriffen und 2018 bereits 320 RATS-Prozeduren. 2018 waren 14 Zentren in der robotischen Thoraxchirurgie aktiv, wobei 3 Zentren > 50 Eingriffe/Jahr meldeten, 3 Zentren 25–50 und 8 Zentren weniger als 25 Eingriffe pro Jahr. Insgesamt ist die Roboter-assistierte Thoraxchirurgie seit 2013 deutlich auf dem Vormarsch, der Anteil an aktiven Zentren steigt kontinuierlich, genau wie die Eingriffszahlen. Insgesamt konstatieren die Autoren, dass eine weitere Verbesserung der Evidenzlage nötig sei. Hier könnte die Etablierung eines Registers Abhilfe schaffen sowie auch die Durchführung prospektiver Studien. Dies macht die robotische Thoraxchirurgie zu einem spannenden neuen Forschungsfeld, in dem noch viele offene Fragestellungen zu bearbeiten sind.
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Die hohen Kosten der robotischen Chirurgie sind wiederholt Gegenstand der Diskussion um dieses innovative chirurgische Verfahren. Eine Arbeitsgruppe um Kneuertz analysierte diesbezüglich eine Kohorte von insgesamt 697 Patienten (269 robotisch, 161 VATS und 240 offen) mit genau diesem Schwerpunkt. Alle Patienten wurden hier einer Lobektomie unterzogen, die Analyse erfolgte gewichtet nach prospensity score. Als Endpunkte der Studie wurden Krankenhauskosten und perioperative Outcomeparameter wie Operationszeit, Verweildauer und Komplikationsraten definiert. Bezüglich der Operationszeiten war die konventionelle Operation überlegen (278 Minuten robotisch, 298 Minuten VATS und 265 Minuten konventionell). Die reinen Operationskosten unterschieden sich ebenfalls signifikant (9 912 $ robotisch, 9 491 % VATS und 8 689 $ konventionell). Hingegen waren die postoperativen Verweildauern bei den minimal-invasiven Verfahren signifikant kürzer (3,8 Tage robotisch, 3,8 Tage VATS und 5,4 Tage konventionell), zudem traten behandlungsbedürftige Atelektasen sowie Pneumonien bei den konventionellen Operationen häufiger auf. In der prospensity score-adjustierten Analyse ergaben sich interessanterweise keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die direkten Kosten (17 223 $ robotisch, 17 260 $ VATS und 18 075 $ robotisch). Die Autoren konkludieren, dass die erhöhten Operationskosten durch eine Reduktion der postoperativen Kosten nahezu ausgeglichen werden können.

Diese interessante Studie liefert sicherlich einen wertvollen Beitrag zur immer wieder geführten Kostendiskussion bei robotischen Prozeduren, einschränkend muss bemerkt werden, dass die vorliegenden Daten nicht direkt auf das deutsche Gesundheitssystem übertragen werden können. Der zugrundeliegende Mechanismus der Reduktion der postoperativen Kosten durch weniger auftretende Komplikationen ist jedoch als zusätzlicher Aspekt in dieser teilweise emotional geführten Diskussion anzuführen.

Im Buch finden Sie den kompletten Beitrag mit weitergehenden Informationen.



Zitierweise:
Möller T, Becker Th, Egberts JH (2020). Was gibt es Neues in der robotisch-assistierten Thoraxchirurgie? In: Jähne J, Königsrainer A, Südkamp N, Schröder W (Hrsg): Was gibt es Neues in der Chirurgie? Jahresband 2020, Kap. 2.2, ecomed Medizin, Landsberg

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